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Roger Wolf authoredRoger Wolf authored
Hinweise für den Versuch Operationsverstärker
Nicht-invertierender Verstärker
Beim nicht-invertierenden Verstärker (Elektrometerverstärker) handelt es sich um eine Verstärkerschaltung, bei der das Ausgangssignal die gleiche Polarität aufweist, wie das Eingangssignal. Das Eingangssignal liegt also auf dem Plus-Eingang des OPV, während der Minus-Eingang mit Masse verbunden ist. Ein Teil des Ausgangssignals wird zur Rückkopplung auf den Minus-Eingang zurückgeführt. Die Grundschaltung ist in Abbildung 1 gezeigt:

Abbildung 1: (Grundschaltung des nicht-invertierenden Verstärkers)
Verstärkung
Die Verstärkung ergibt sich aus der ersten goldenen Regel (U_{d}=0), wonach am Minus-Eingang des OPV ebenfalls U^{+} anliegt. Nach den Kirchhoffschen Regeln ergibt sich für die Spannungsverstärkung: \begin{equation} \begin{split} &U_{e} = I\, R_{1};\qquad U_{a} = I\, (R_{1} + R_{2})\\ &\\ &v_{U} = \frac{U_{a}}{U_{e}} = \frac{R_{1}+R_{2}}{R_{1}} = 1+\frac{R_{2}}{R_{1}} \end{split} \end{equation}
Impedanzwandler
Für R_{1}\to\infty,\ R_{2}=0 wird aus der Schaltung aus Abbildung 1 eine Schaltung, wie in Abbildung 2 gezeigt:

Abbildung 2: (Schaltung des Impedanzwandlers)
Nach Gleichung (1) gilt
\begin{equation*}
v_{U}=1.
\end{equation*}
Dies folgt auch wieder aus aus der ersten Goldenen Regel (U_{d}=0), wonach auf dem Minus-Eingang des OPV die gleiche Spannung U_{e}, wie am Plus-Eingang anliegt. Durch den Kurzschluss mit dem Ausgang des OPV ergibt sich U_{a}=U_{e}. Aus diesem Grund bezeichnet man die Schaltung auch als Spannungsfolger. Der Nutzen dieser Schaltung besteht darin, dass man am Ausgang des OPV die Spannung
\begin{equation*}
U_{a}=U_{e}
\end{equation*}
abgreifen kann, ohne dass es am Eingang des OPV zu einem Spannungsabfall kommt.
Eingangsimpedanz
Die Eingangsimpedanz X_{e} des OPV Schaltung lässt sich mit einer Erweiterung der Schaltung, wie in Abbildung 3 gezeigt bestimmen:

Abbildung 3: (Abbildung (b) zeigt die Schaltung zur Bestimmung von X_{e} des OPV. In Abbildung (a) ist das entsprechende Ersatzschaltbild gezeigt. Die Beschaltung innerhalb des blau gestrichelten Kastens wird im Ersatzschaltbild durch X_{e} ersetzt)
Vor den Plus-Eingang des OPV wird ein bekannter Messwiderstand R_{M} geschaltet, über den die abfallende Spannung U_{M} gemessen wird. Aus der Messung von U_{e} und U_{M}, sowie aus der Kenntnis von R_{M} lässt sich X_{e} wie folgt bestimmen: \begin{equation} \begin{split} &U_{e} = I\, (R_{M}+X_{e});\qquad U_{M}=I\, R_{M}\\ &\\ &U_{e} = U_{M}\left(1+\frac{X_{e}}{R_{M}}\right);\\ &\\ &X_{e} = R_{M}\left(\frac{U_{e}}{U_{M}}-1\right). \end{split} \end{equation}
Ausgangsimpedanz
Die Bestimmung der Ausgangsimpedanz X_{a} des OPV ist weniger offensichtlich, da der OPV, als ein aktives Bauelement und quasi ideale Spannungsquelle, I_{a} so regelt, dass U_{a}=const. erfüllt ist. Eine statische Messung von x_{a} ist daher nicht möglich. Eine immer noch relativ einfache Methode, um X_{a} zu bestimmen ist in Abbildung 4 gezeigt:

Abbildung 4: (Abbildung (a) zeigt die Schaltung zur Bestimmung von X_{a} des OPV. In Abbildung (b) ist das entsprechende Ersatzschaltbild gezeigt. Die Beschaltung innerhalb des blau gestrichelten Kastens wird im Ersatzschaltbild durch X_{a} ersetzt)
Es ist davon auszugehen, dass X_{a} klein ist. Verbindet man den Ausgang des OPV mit einem Potentiometer mit möglichst großem, regelbarem Widerstand R_{M} mit Masse, ist davon auszugehen, dass U_{a} (bei minimaler Belastung der OPV-Ausgangs) zunächst vollständig über R_{M} abfällt. Regelt man R_{M} nun kontinuierlich nach unten, bis \begin{equation*} R_{M}\approx X_{a} \end{equation*} fällt U_{a} ab. Für den Fall R_{M}=X_{a} gilt \begin{equation*} \left. U_{a}\vphantom{\frac{U_{a}}{2}}\right|_{R_{M}=X_{a}} = \frac{U_{e}}{2} = \left.\frac{U_{a}}{2}\right|_{R_{M}\to\infty}. \end{equation*} Die entsprechende Diskussion hierzu finden Sie hier.
Invertierender Verstärker
Die Grundschaltung des invertierenden Verstärkers ist in Abbildung 5 gezeigt:

Abbildung 5: (Grundschaltung des invertierenden Verstärkers)
Das Eingangssignal liegt in diesem Fall auf dem Minus-Eingang des OPV, während der Plus-Eingang auf Masse liegt. Das Ausgangssignal U_{a} wird zur Rückkopplung teilweise auf den invertierenden Eingang zurückgeführt.
Zur Berechnung der Verstärkung verwenden wir wieder die erste goldene Regel (U_{d}=0), wonach am Minus-Eingang des OPV die gleiche Spannung anliegt, wie am Plus-Eingang. Da der Plus-Eingang jedoch auf Masse liegt muss dies auch für den Minus-Eingang gelten. Da es keine direkte Verbindung des Minus-Eingangs zur Masse gibt spricht man in diesem Fall von scheinbarer oder virtueller Masse am Minus-Eingang. Nach den Kirchhoffschen Regeln muss U_{e} vollständig über R_{1} abfallen, das gleiche gilt für U_{a} und R_{2}: \begin{equation} \begin{split} &U_{e} = I\,R_{1},\qquad U_{a} = -I\,R_{2};\\ &\\ &U_{a} = -\frac{R_{2}}{R_{1}}\,U_{e}.\\ &\\ &v_{U} = \frac{U_{a}}{U_{e}} = -\frac{R_{2}}{R_{1}} \end{split} \end{equation} Das Minuszeichen in Gleichung (3) folgt daraus, dass U_{a} (im Gegensatz zu U_{e}) dem Stromfluss entgegen gerichtet ist. Durch das Vorzeichen wird die Invertierung des Eingangssignals, als Phasenverschiebung um \pi (e^{i\pi}=-1) explizit sichtbar.
Im Rahmen von Aufgabe 3 werden Sie einige einfache Erweiterungen der Grundschaltung des invertierenden Verstärkers untersuchen, die wir im folgenden kurz eingeführen werden.
Addierer
Das Schaltbild des Addierers ist in Abbildung 6 gezeigt:

Abbildung 6: (Schaltbild des Addierers)
Die Logik folgt derjenigen zur Berechnung von v_{U} für die Grundschaltung. Im Eingangsschaltkreis addieren sich alle Teilströme zum Gesamtstrom \begin{equation*} I = \sum\limits_{i=1}^{n}I_{i};\qquad \text{mit}\qquad I_{i}=\frac{U_{ei}}{R_{ei}}. \end{equation*} Für U_{a} gilt analog zu Gleichung (3): \begin{equation*} \begin{split} &U_{a} = -I\,R_{2}= -\left(\sum\limits_{i=1}^{n}{\frac{U_{ei}}{R_{ei}}}\right)\,R_{2}, \end{split} \end{equation*} d.h. U_{a} ist die (negative) gewichtete Summe der U_{ei}, mit den Gewichten R_{2}/R_{ei}. Belegt man alle Widerstände mit den gleichen Werten ist \begin{equation*} U_{\mathrm{a}}=-\sum\limits_{i=1}^{n}U_{ei}. \end{equation*}
Integrierer
Das Schaltbild des Integrierers ist in Abbildung 7 gezeigt:

Abbildung 7: (Schaltbild des Integrierers)
Der Widerstand R_{2} aus der Grundschaltung wird in diesem Fall durch den Kondensator C ersetzt. Für U_{e},\ U_{a} gilt: \begin{equation} \begin{split} & U_{e} = I\,R_{1};\qquad U_{a} = \frac{Q}{C} = -\frac{1}{C}\int I\,\mathrm{d}t = -\frac{1}{C\,R_{1}}\int U_{e}\,\mathrm{d}t, \end{split} \end{equation} das Ausgangssignal entspricht also dem (negativen) Integral des Eingangssignals.
Der Widerstand R_{S} in wird in die Schaltung eingeführt, um zu verhindern, dass der Kondensator durch ein Gleichspannungssignal aufgeladen wird. Wählt man R_{S} geeignet groß, kann er (den Kirchhoffschen Regeln entsprechend) in den Betrachtungen aus Gleichung (4) vernachlässigt werden.
Differenzierer
Das Schaltbild des Differenzierers ist in Abbildung 8 gezeigt:

Abbildung 8: (Schaltbild des Differenzierers)
Im Vergleich zum Integrierer werden für diese Schaltung Widerstand und Kondensator vertauscht. Für das Ausgangssignal gilt: \begin{equation*} \begin{split} U_{e} = \frac{Q}{C};\qquad U_{a} = -R_{2}\,I = -R_{2}\,\frac{\mathrm{d}Q}{\mathrm{d}t} = -&\underbrace{C\,R_{2}\vphantom{\frac{\mathrm{d}U_{e}}{\mathrm{d}t}}}\frac{\mathrm{d}U_{e}}{\mathrm{d}t},\\ &\equiv\tau \end{split} \end{equation*} das Ausgangssignal entspricht also der (negativen) Ableitung des Eingangssignals. Das Produkt \tau=C\ R_{2} wird als Zeitkonstante bezeichnet.
Essentials
Was Sie ab jetzt wissen sollten:
- Sie sollten die Grundschaltungen des invertierenden und des nicht-invertierenden Verstärkers kennen.
- Sie sollten die Schaltung des OPV als Impedanzwandler kennen und mindestens ein Verfahren in Erinnerung haben, wie man X_{e} und X_{e} des OPV messen kann.
- Sie sollten die Grundschaltungen des OPV mit Hilfe der Goldenen Regeln zur Dimensionierung von OPV Schaltungen erklären können.
Testfragen
- Wo liegt das Problem bei dere Messung von X_{a} des OPV? Warum haben Sie dieses Problem bei der Messung von X_{e} nicht?
- Ihr Signal besteht aus einer geringen Aufladung eines Kondensators. Was passiert, wenn Sie versuchen diese Aufladung als Spannungsantieg mit einem Spannungsmessgerät mit moderatem Innenwiderstand zu messen?
- Wie würden Sie das Signal durch einen OPV vom Spannungsmessgerät entkoppeln?